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Der Heilige Auctor, Braunschweiger Stadtpatron seit dem 13. Jahrhundert, ist das Motiv eines Wandteppichs, der jetzt im Foyer vor der Dornse im Altstadtrathaus am Altstadtmarkt angebracht wurde.

Der rund drei Meter mal viereinhalb Meter große Teppich wurde nach einer mittelalterlichen Buchminiatur gestaltet und zeigt den Stadtpatron schwebend über der Stadtmauer.
„Der Heilige Auctor war über seine Funktion als in der Not angerufener Helfer die Personifizierung des Gemeinwesens der Stadt Braunschweig“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth im Rahmen eines Mediengesprächs. „Er stand für das Miteinander aller hier Lebenden und das Miteinander von Rat und Klerus. Er erinnert uns Heutige, dass es jenseits subjektiver Interessenslagen das Gemeinwohl aller Menschen in dieser Stadt zu bedenken gilt und dass die Anstrengungen aller Institutionen diesem Gemeinwohl und Gemeinwesen zu gelten haben.“
Seit rund zehn Jahren veranstalteten die großen christlichen Kirchen gemeinsam mit der Stadt Braunschweig den Auctor-Tag, hob der OB hervor. „Sie tun dies mit Beiträgen zu aktuellen Themen im Verhältnis von Kirche und Gesellschaft. Auf unsere Zeit übertragen heißt das: Der ehemalige Stadtpatron kann noch immer Kristallisationsfigur für das Miteinander sein – die alte religiöse Tradition aufnehmend und zugleich über sie hinausweisend.“ Der Propst der katholischen Kirche in Braunschweig, Reinhard Heine und der stellvertretende Propst der ev.-luth. Kirche, Peter Kapp, nahmen an der Vorstellung teil.
In der Stadt selbst gibt es keine Darstellung des Heiligen Auctor, so dass die Verwaltung in Absprache mit den Kirchen nach einer Lösung gesucht hat, um den Schutzpatron der Stadt zu erinnern. Die Dornse, ein im Mittelalter für die Zusammenkünfte des Rates der Altstadt und Festlichkeiten genutzter repräsentativer Raum, ist auch heute noch Ort für wichtige Ereignisse, Ehrungen und Begegnung mit Gästen der Stadt.
„Auch wenn es sich bei dem modernen Wandbehang nicht um eine klassische Tapisserie handelt, sondern um einen getufteten Teppich, steht er doch in der Tradition der Wandteppiche des Mittelalters oder der frühen Neuzeit“, erläuterte Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse. „Er hat nicht mehr die praktischen Aufgaben der Wärmedämmung oder der Verbesserung der Akustik, aber seine didaktische Funktion ist geblieben. Der Teppich ist eine Erzählung ohne Worte.“
Tufting (von englisch to tuft ‚mit Büscheln verzieren‘) ist eine Technik zur Herstellung dreidimensionaler textiler Flächen. Das Verfahren eignet sich sowohl zur Produktion von Schlingenware als auch von Veloursware wie in diesem Fall.
Das Motiv wurde nach einer 242 mal 165 Millimeter kleinen ganzseitigen Miniatur des Heiligen Auctor aus einer Schrift des Abtes Berthold Meier von St. Aegidien – geschaffen nach 1465 – auf das Teppichformat adaptiert. Die Prachtkopie des Originals schenkte Meier dem Rat der Stadt Braunschweig als Dank für den 1457 gestifteten Auctor-Schrein.
Abgesehen von der besonders feinteiligen Wiedergabe der minutiösen Einzelmotive der Buchmalerei-Miniatur ist das Besondere an dem Auctor-Teppich, dass er aus 100 Prozent recyceltem Fasermaterial gefertigt wurde. Im Wesentlichen handelt es sich um recycelte Fischfangnetze, die auf den Meeren treibend eingesammelt und für Zwecke wie der Teppichherstellung wiederverwertet werden.
Mit der Motivwahl werden Traditionsstränge zur Rolle des Hl. Auctor als Stadtpatron und Schutzheiliger Braunschweigs aufgegriffen. Die Stadtgesellschaft hatte bis zur Annahme der Reformation 1528 in Braunschweig, mit der die Heiligenverehrung zum Erliegen kam, eine enge Bindung an den Patron. Der Legende nach hatte er im Jahr 1200 die Stadt vor der Einnahme durch ein staufisches Belagerungsheer bewahrt. Immer wieder wandten sich daher die Bürger und der Rat der Stadt an den Hl. Auctor, auch bei innerstädtischen Konflikten. So ließ der Rat der Stadt 1386 nach dem Ende der Großen Schicht, den Unruhen von 1374 bis 1380, direkt an das Altstadtrathaus die Auctorkapelle bauen.
Weitere Informationen unter: www.braunschweig.de

Foto: oh/Stadt Braunschweig / Daniela Nielsen

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