Die Fußball-Saison 2020/2021 steht aufgrund der Corona-Pandemie unter ganz besonderen Vorzeichen
Zum jetzigen Zeitpunkt dürfen die Fans noch nicht wieder zurück in die Stadien kommen. Nach der Rückkehr in die 2. Bundesliga steht Eintracht Braunschweig somit erneut vor großen Herausforderungen. Die neue Spielzeit beginnt für die Löwen und ihrem neuen Coach Daniel Meyer am 20. September mit der Auswärtspartie beim 1. FC Heidenheim.Mit dem Aufstieg hat sich neben der Spielklasse auch das Gesicht des Traditionsvereins gehörig verändert. Nicht nur Erfolgs-Trainer Marco Antwerpen musste nach dem erreichten Ziel „Rückkehr in die 2. Liga“ seinen Hut nehmen und die Löwenstadt nach nur wenigen Monaten Amtszeit wieder verlassen.
Auch von mehreren Spielern trennten sich die Blau-Gelben, um einerseits den aufgeblähten Kader zu verkleinern und andererseits Platz für Neuverpflichtungen zu schaffen, die der neue Eintracht-Coach Daniel Meyer für sein Spielsystem eher bevorzugt
„Ein Aufstieg bedeutet immer viel Arbeit, weil die Kaderqualität aufgewertet werden muss“, erläutert Eintracht-Sportchef Peter Vollmann. „Die bisherigen Verpflichtungen waren zum größten Teil begehrte ablösefreie Spieler, bei denen wir große Konkurrenz hatten. Wir sind sehr stolz, dass wir diese Jungs von uns überzeugen konnten“, betont Trainer Meyer. „Der erste Eindruck ist, dass wir uns in ihnen nicht getäuscht und einen guten Mix gefunden haben. Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, was für Charaktere wir holen. Neben der spielerischen Qualität, die wir gesehen haben, haben wir uns auch mit jedem Spieler auseinandergesetzt“, fühlt sich der Löwen-Cheftrainer bei seinen auserwählten Zugängen bestätigt.
Den bisherigen Neuverpflichtungen Jannis Nikolaou (von Dynamo Dresden), Michael Schultz (Waldhof Mannheim), Dominik Wydra (Erzgebirge Aue), Nico Klaß (RW Oberhausen), Yassin Ben Balla (MSV Duisburg), Fabio Kaufmann (Würzburger Kickers), Felix Dornebusch (1. FC Nürnberg), Iba May (VfL Wolfsburg), Rückkehrer Suleiman Abdullahi (Union Berlin/ausgeliehen), Matthias Heiland (Eintracht U19) und Njegos Kupusovic (Roter Stern Belgrad) stehen die Abgänge Marvin Pourié, Merveille Biankadi, Alfons Amadé, Kevin Goden, Stephan Fürstner, Steffen Nkansah, Robin Becker, Roman Birjukov, Mike Feigenspan, Nick Otto sowie Marc Pfitzner gegenüber. Bei einem passenden Angebot sollen zudem Kapitän Bernd Nehrig und Orhan Ademi den Verein verlassen. Im Fall von Eintracht-Urgestein Pfitzner sieht es etwas anders aus. Der Vertrag des 35 Jahre alten gebürtigen Braunschweigers, der nahezu seine gesamte Karriere bei den Blau-Gelben verbracht hat, ist ausgelaufen. Meyer und Vollmann planen nicht mit dem Routinier, dem allerdings ein Angebot als Nachwuchscoach vorliegt. Neu im Trainer-Team ist Thomas Stickroth. Der 55 Jahre alte Ex-Bundesligaprofi wird neuer Meyer-Assistent. Stickroth, der beim BTSV einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021 unterschrieben hat, arbeitete zuletzt unter Jens Keller als Co-Trainer beim 1. FC Nürnberg. 2014/2015 war er Mentalcoach beim FC St. Pauli.
Neuer Hauptsponsor: Neuzugang Iba May, Danielo Wiebe und Benjamin Kessel (v.l.) präsentieren die Trikots mit dem neuen Hauptsponsor „heycar“. Das Logo der Online-Plattform für den cleveren Autokauf ziert in der Saison 2020/2021 die Brust der Eintracht-Profis.
Für den überraschenden Wechsel auf der Trainerbank nach dem Zweitliga-Aufstieg hat Vollmann im Nachhinein nachvollziehbare Gründe preigegeben:
Über die ganze Saison gesehen habe die Eintracht zu selten überzeugt und zu oft lediglich „Ergebnisfußball“ geboten. 64 Zähler sammelten die Löwenstadter in der abgelaufenen Saison – erst zum zweiten Mal in der Geschichte der eingleisigen Dritten Liga (seit 2008/2009) reichte diese magere Punkteausbeute zum direkten Aufstieg. In der kommenden Saison will Vollmann an der Hamburger Straße aber Fußball sehen, der „begeistert“ – dafür stehe der neue Trainer, der zudem Zweitliga-erfahren sei und die Liga kenne. Daniel Meyer soll mit der Eintracht in der kommenden Spielzeit nun die Klasse halten und den Club mittelfristig in der Zweiten Liga etablieren. Das Saisonziel der Braunschweiger ist neben dem Klassenerhalt Erlebnis- statt Ergebnisfußball. Peter Vollmann und der neue Cheftrainer Meyer wollen in der Löwenstadt „begeisternden Fußball“ spielen lassen. Der ehemalige Coach von Zweitliga-Konkurrent Erzgebirge Aue möchte dem Traditionsklub daher eine neue Fußball-DNA implementieren. So kündigte der 40-jährige Meyer an, beim Zweitliga-Aufsteiger „Ballbesitzfußball“ spielen zu lassen, also „über den Ballbesitz die Dinge in die Richtung zu lenken, wie wir sie brauchen“. Dem Löwen-Kader eine neue Spielidee einzupflanzen, braucht aber vor allem Zeit. „Dass wir in den wenigen Wochen der Vorbereitung in der neuen Spielzeit gleich komplett anderen Fußball spielen, wird nicht funktionieren“, weiß der neue Übungsleiter der Blau-Gelben. „Wir werden nicht sofort stabil begeisternden Ballbesitzfußball zeigen können.“ Desweiteren hofft der Cheftrainer, zukünftig eine Philosophie zu entwickeln, „die uns über einen längeren Zeitraum wieder trägt, wie es in der Ära Lieberknecht schon mal der Fall war“. Darüber hinaus hat Meyer beim Deutschen Meister von 1967 Defizite ausgemacht: „Wir hatten zuletzt eher eine ältere Mannschaft und im U23-Bereich wenige Jungs, denen man den Sprung nach oben zutraut.“ Natürlich brauche es eine gewisse Balance im Kader, er stehe aber für den „Mut, junge Spieler reinzuwerfen“.
Über allem steht ohnehin gleich von Beginn an in der Saison der sportliche Erfolg – egal mit welchen Mitteln
„Im Zweifel werden wir uns immer dazu entscheiden, Spiele zu gewinnen und nicht danach gehen, ob etwas schön aussieht. Trotzdem sollte man von Beginn an sehen, in welche Richtung es gehen soll“, betont der Fußball-Lehrer, der das Saisonziel deutlich formuliert: „Wir müssen die Klasse halten. Wir haben einen großen Umbruch im Kader und im Trainerteam. Es ist eine große Herausforderung, uns in der Kürze der Zeit zu finden und zu funktionieren.“ Dennoch weiß der neue Eintracht-Coach genau, was die Anhänger der „Löwen“ hören wollen: „Blau-Gelb ist super“, lobte Daniel Meyer die Vereinsfarben des Clubs und gab neben dem Klassenerhalt auch einen Erfolg im „Derby gegen West-Peine“ als weiteres Saisonziel aus. Gleichwohl weiß auch der gebürtige Hallenser, dass der niedersächsische Landesrivale Hannover 96, der um den Aufstieg mitspielen will, ganz andere sportlichen Voraussetzungen hat als der Liga-Neuling. Bereits am 3. Spieltag (3. Oktober) haben die Löwen in Hannover (Anstoß 13:00 Uhr) die Gelegenheit, dieses Ziel zu erfüllen. Vor dem Start in die Zweitliga-Saison beim 1. FC Heidenheim (Sonntag, 20. September, um 13:30 Uhr) steht für die Eintracht noch das reizvolle Duell mit Erstligist Hertha BSC Berlin in der 1. Runde des DFB-Pokals auf dem Programm. Diese Partie findet am Freitag, 11. September, im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße statt (Anpfiff um 20:45 Uhr).
Mit der neuen Saison 2020/2021, die für die Eintracht eine sehr besondere ist, denn sie steht ganz im Zeichen des 125. Geburtstages des BTSV, endet außerdem eine Ära
Nach dem Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga erklärte Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Ebel seinen Rücktritt mit den Worten: „Ich trete jetzt zurück, weil ich davon überzeugt bin, dass wir wieder gut funktionierende Strukturen haben, die uns einen langfristigen Erfolg ermöglichen werden, sofern wir gemeinsam im Sinne der Eintracht kämpfen.“ Insgesamt war Ebel mehr als zwölf Jahre in verantwortlicher Position bei den Niedersachsen. „Diese Schritte fallen mir sehr schwer“, merkte der 57 Jahre alte TUI-Vorstand an. „Die Eintracht und die damit verbundenen Aufgaben sind ein wichtiger Teil meines Lebens geworden.“ Gerade die vergangenen drei Jahre seien aber auch „mehr als anspruchsvoll und anstrengend“ gewesen. In dieser Zeit erlebte die Eintracht mehrere sportliche Extremsituationen. Der Aufstieg sei „ein wunderschöner Abschluss meiner Arbeit“, erklärte Ebel den für ihn idealen Zeitpunkt seines Rücktritts. Bis zur Jahreshauptversammlung im November wird Ebels Vizepräsident Christoph Bratmann kommissarisch als Präsident fungieren und in den Aufsichtsrat rücken. Zum Aufsichtsratsvorsitzenden wurde der bisherige Stellvertreter Frank Fiedler gewählt.
Auch im Sponsoring gibt es eine Neuerung: Zur Saison 2020/2021 wird „heycar“ neuer Hauptsponsor des Fußball-Zweitligisten. Das Logo der Online-Plattform für den cleveren Autokauf ziert zukünftig die Brust der Eintracht-Profis. Die Blau-Gelben und das 2017 in Berlin gegründete Corporate Start-up verständigten sich zunächst auf einen Vertrag für die Saison 2020/2021. (ts)
Foto 1: ts
Foto 2: oh/Eintracht Braunschweig/Nina Stiller