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Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt diese Ausstellung noch bis zum 18. September 2022.

Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt diese Ausstellung noch bis zum 18. September 2022.

Grenzgebiete – dieses Thema hat in den vergangenen Wochen leider eine nicht zu ahnende Aktualität erreicht. Das Kunstmuseum Wolfsburg thematisiert mit der neuen Ausstellung Checkpoint.Grenzblicke aus Korea die Teilung zwischen Nord- und Südkorea, die Demilitarisierte Zone zwischen den beiden Staaten und die Aussicht auf eine mögliche gemeinsame Zukunft: Anhand dieser drei Themenkomplexe versammelt die Ausstellung rund 35 Kunstwerke von koreanischen sowie nicht-koreanischen Künstler*innen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie und Video. Sie setzen sich mit der politisch und kulturell komplexen Situation auseinander und bieten Einblicke in den Alltag mit sichtbaren undunsichtbaren Grenzerfahrungen. Nord- und Südkorea sind seit 77 Jahren geteilt und seit 69 Jahren durch einen vier Kilometer breiten und 248 Kilometer langen Streifen getrennt, die Demilitarisierte Zone (DMZ). Sie ist nicht nur eine der bestgesicherten Grenzen der Welt, sondern markiert auch auf einzigartige Weise eine ideologische, kulturelle und nicht zuletzt psychologische Trennung zwischen den beiden koreanischen Nationen. Während die territoriale Grenze weithin sichtbar ist, sind die mentalen Brüche nahezu unsichtbar: kaum zu beschreiben, aber zu spüren. In Nordkorea aufgenommene Fotografien offenbaren die psychologische Distanz sowie surreal wirkende Alltagszenen. Omnipräsente Überwachung und Fantasien über den südlichen Bruderstaat spielen in den Kunstwerken ebenso eine Rolle wie Massenveranstaltungen zur Huldigung der politischen Führung. Die vom nordkoreanischen Staat inszenierten und reglementierten Aufführungen, fotografiert von NOH Suntag, sind nur auf den ersten Blick perfekt ausgeübt. Bei genauerem Hinsehen fallen leichte Abweichungen auf, die zu kleinen Störungen im aufwendig choreografierten Bild der Masse führen. Und die von Heinkuhn OH porträtierten südkoreanischen Soldaten lassen in ihren Gesichtsausdrücken und Körperhaltungen auf subtile Weise unterdrückte Unsicherheiten, Zweifel und Ängste erkennen.

Die DMZ ist einerseits absolute Verbotszone, anderseits touristischer Anziehungspunkt und Rückzugsgebiet für die Natur. Die DMZ selbst wird auf ihre trennenden und angsteinflößenden Aspekte hin untersucht. So inszeniert beispielsweise Aernout Mik in seiner Videoinstallation Ice Cream Hill (2014–2015) ein sich allmählich zuspitzendes und eskalierendes Rollenspiel zwischen zwei rivalisierenden Jugendgruppen, das den militärischen Konflikt zwischen Nord- und Südkorea versinnbildlicht. Während Haegue Yang in einer eigens für die Ausstellung umgesetzten Wandarbeit mit dem Titel DMZ Un-Do (2020) vom Menschen geschaffene Kriegstechnologie mit dem natürliche Lebensraum von Tieren und Pflanzen bildgewaltig kontrastiert, verwendet Lee Bul für ihre Skulptur Aubade V (2019) demolierte Stahlstreben von einem abgerissenen Kontrollpunkt der Demilitarisierten Zone. Stereotypen werden in den einzelnen Werken ebenso hinterfragt wie Trennungen und Wiederbegegnungen thematisiert. Im dritten Kapitel der Ausstellung kreisen die künstlerischen Positionen, z. B. die Malerei Embrace (1981) von Min Joung-Ki oder Tobias Rehbergers Modell mit dem Titel Duplex House (2017, fortlaufend), um die Aussicht auf eine friedliche Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea. Das forschungsbasierte REAL DMZ PROJECT wurde 2011 in Südkorea initiiert, um mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst die verschiedenen Themen von Grenzen und Trennungen zu verhandeln und Szenarien für eine mögliche gemeinsame Zukunft zu entwickeln. Nach Stationen u. a. in London, Paris und Sydney ist das REAL DMZ PROJECT Negotiating Borders unter dem Titel Checkpoint. Grenzblicke aus Korea im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen. Zwei Jahre nach dem 30. Jubiläum der friedlichen deutschen Wiedervereinigung und in geografischer Nähe der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist die Ausstellung zeitlich wie topografisch in Wolfsburg besonders passend.

Kuratiert und für das Kunstmuseum Wolfsburg adaptiert wurde die Schau von Sunjung Kim, Seoul.
Kuratorische Assistenz: Sooyoung Choi, Ji Yeon Lee, Ah Rho und Dino Steinhof.

Beteiligte Künstler*innen: YOUNG-HAE CHANG HEAVY INDUSTRIES, Chan Sook Choi, Daejin Choi, Kyungah Ham, Sojun Jun, Jane Jin Kaisen, Lee Bul, Jeewi Lee, Woosung Lee, Mischa Leinkauf, Minouk Lim, Aernout Mik, Min Joung-Ki, NOH Suntag, Heinkuhn OH, Park Chan-kyong, Tobias Rehberger, Adrián Villar Rojas, Haegue Yang.
Publikation: Zur Ausstellung erscheint ein 96-seitiges Booklet mit Texten zum Projekt und einzelnen Werken u. a. von Andreas Beitin, Kilhwa Jung, Sunjung Kim und Bongki Lee, im Shop und im Onlineshop des Kunstmuseum Wolfsburg erhältlich für 19 Euro.

Weitere Informationen unter: https://www.kunstmuseum.de

Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt diese Ausstellung noch bis zum 18. September 2022.

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Fotos: oh/Marek Kruszewski

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