
Ein dicker Brocken zum Auftakt: Direkt zum Rückrunden-Start gastiert das Team von Eintracht-Coach Michael Schiele beim Tabellenzweiten und Aufstiegsfavoriten HSV.
Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig will den Klassenerhalt schaffen. Dank einer Siegesserie im Herbst überwintert der Traditionsklub über dem Strich und darf sich alle Hoffnungen auf den Ligaverbleib machen.
Mit einigen Baustellen im Gepäck macht sich das Team von Cheftrainer Michael Schiele mit Beginn der Rückrunde Ende Januar auf den beschwerlichen Weg zum Klassenerhalt in der 2. Bundesliga.
18 Punkte nach 17 Spielen – eine solide Hinrunde für einen Aufsteiger. Im engen Abstiegskampf reichte das der Eintracht, um über der Gefahrenzone zu bleiben. Jedoch ist das Schiele-Team auf derzeit Tabellenplatz 14 nur einen Zähler von den Abstiegsplätzen getrennt und hat gerade einmal zwei Punkte Vorsprung zum Tabellenende und der „Roten Laterne“. Die solide Hinserie nach einem schwachen Start reicht Eintracht Braunschweig lange nicht für den Klassenerhalt. Die Rückrunde muss besser werden, will man nicht bis zum letzten Moment bangen. Den Ligaverbleib klarmachen soll Chefcoach Michael Schiele. Nach dem Aufstieg und dem holprigen Saisonstart hat er die Mannschaft stabilisiert und von den Abstiegsrängen gehievt. Jedoch wartet auf die Niedersachsen sportlich ein schwerer Auftakt. Zum Rückrunden-Start im neuen Jahr 2023 gastieren die Löwen am 29. Januar beim Tabellenzweiten und Top-Aufstiegsfavoriten Hamburger SV. Dem anschließenden Heimspiel gegen den Dritten 1. FC Heidenheim folgt das Gastspiel beim aktuellen Spitzenreiter Darmstadt 98 mit Ex-Coach und Eintracht-Legende Torsten Lieberknecht.
Kaum ein anderer Fußball-Zweitligist hatte in der laufenden Spielzeit so viel Verletzungspech wie die Mannschaft von Trainer Schiele. Von Woche zu Woche füllten immer mehr Verletzte das BTSV-Lazarett. Vor allem gegen Ende der Hinrunde fielen zahlreiche Leistungsträger aus. Zwischenzeitlich fehlte Michael Schiele sogar die komplette Verteidigung. Saulo Decarli verpasste quasi die komplette Hinrunde wegen einer rätselhaften muskulären Verletzung. Seit Ende August steht Philipp Strompf nicht zur Verfügung – zunächst ebenfalls wegen einer Muskelverletzung, dann wegen Hüftproblemen. Nathan de Medina pausierte mehrere Wochen aufgrund eines Mittelhandbruchs und einer Knöchelverletzung. Zudem wird Filip Benkovic wegen seiner Hüftverletzung noch länger fehlen und auch Brian Behrendt fällt mit einem Muskelabriss auf unbestimmte Zeit aus.
Aufstiegs-Coach Schiele blickt daher besorgt auf die Rückserie. „Ich wünsche mir, dass wir in der Rückrunde nicht mehr so viele Verletzte oder angeschlagene Spieler haben, dass wir davon verschont bleiben und die Jungs die Saison ohne Probleme durchziehen können“, formulierte der 44-Jährige seine Wünsche, für die zweite Saisonhälfte möglichst alle Mann an Bord zu haben. Besonders der verletzungsbedingte Ausfall von Ausnahmekönner Immanuel Pherai, dessen ablösefreie Verpflichtung von BVB II zu Saisonbeginn sich als Glücksgriff erwies, war für den Zweitligisten bitter. Pherai spielte derart groß auf, dass bereits über einen vorzeitigen Abgang spekuliert wird. Regelmäßig saßen Scouts von Bundesliga-Klubs auf der Tribüne, um sich ihn anzusehen. Der Niederländer litt zuletzt an einer Prellung, die ihn seit Oktober 2022 außer Gefecht gesetzt hat. Die Mannschaft musste die letzten vier Pflichtspiele ohne Pherai bestreiten. Das Comeback des Spielgestalters auf dem Platz bahnt sich nun wieder an.
Zwei Neuzugänge hat Eintracht Braunschweig bereits für die anstehende Rückrunde der 2. Bundesliga verpflichtet. Linus Gechter und Manuel Wintzheimer sollen im Kampf um den Klassenerhalt helfen. Defensiv-Allrounder Gechter kommt bis zum Ende der Spielzeit 2022/2023 leihweise von Hertha BSC an die Oker. Der 18-jährige Abwehrspieler, der sowohl als Innenverteidiger und als defensiver Mittelfeldspieler agieren kann, durchlief beim Hauptstadt-Klub alle Jugendmannschaften und schaffte in der vergangenen Saison den Sprung zu den Profis (bisher 13 Spiele in der Bundesliga). Der gebürtige Berliner ist zudem aktueller U19-Nationalspieler Deutschlands. Stürmer Wintzheimer ist ebenfalls bis zum Ende der aktuellen Saison vom 1. FC Nürnberg ausgeliehen. Der 23-jährige Offensivakteur spielte in der Jugend für die SpVgg Greuther Fürth sowie für den FC Bayern München, ehe er sich 2018 den Profis des Hamburger SV anschloss. Es folgten eine Leihstation beim VfL Bochum und im Juli 2022 der feste Wechsel zum 1. FC Nürnberg, wo sein Vertrag noch bis 2025 läuft. Wintzheimer kommt in seiner Karriere bislang auf 98 Spiele in der 2. Bundesliga.
Verlassen hat hingegen Michael Schultz die Eintracht in Richtung 3. Liga zum FC Viktoria Köln. Im kommenden Sommer wäre der Vertrag des 29-Jährigen Innenverteidigers bei den Löwen ausgelaufen. Doch dies ist nicht der einzige Kontrakt bei den Blau-Gelben, der zum Ende dieser Saison endet – auch die Verträge von 15 weiteren Akteuren und von Aufstiegs-Trainer Michael Schiele laufen in diesem Sommer aus. Bislang ist noch nicht geklärt, wie es mit den Spielern weitergehen soll. Auf Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann, dessen Arbeitspapier ebenfalls nach der Saison endet und zeitnah bis mindestens 2024 verlängert werden soll, wartet in den kommenden Wochen und Monaten einiges an Arbeit. Die Vertragsgespräche mit Chef-Coach Michael Schiele sind bereits gestartet und die Verhandlungen befinden sich auf einem guten Weg. Der Trainer hatte sich schon im Herbst klar positioniert: „Ich fühle mich hier sehr wohl. Es ist schön, bei Heimspielen die Wucht in diesem Stadion zu spüren. Ich habe hier Lust, die Arbeit bei der Eintracht macht mir Spaß.“
Die größten Hoffnungen auf eine Vertragsverlängerung dürften sich wohl die Stammspieler Nathan de Medina, Jannis Nikolaou, Anthony Ujah, Jan-Hendrik Marx, Lion Lauerbach und Bryan Henning machen. Alle von ihnen spielen derzeit eine wichtige Rolle im Verein und haben einen großen Anteil am aktuellen Erfolg des Teams. Für den 36-jährigen Eintracht-Kapitän Jasmin Fejzic dürfte nach dieser Saison das Karriereende anstehen. Neben dem langjährigen Stammkeeper dürfte sich eine ganze Reihe anderer Spieler wie Enrique Pena Zauner und Philipp Strompf keine größeren Hoffnungen auf eine Weiterbeschäftigung bei den Blau-Gelben machen und zu den Kandidaten für einen Abgang gehören. Auch die fünf Leihspieler Filip Benkovic, Keita Endo, Mehmet Ibrahimi, Linus Gechter und Manuel Wintzheimer werden nicht länger als zum Saisonende beim BTSV bleiben.
Erschweren könnten die Vertragsverhandlungen mit verlängerungswilligen Spielern die Tatsache, dass die Zukunft des Vereins noch nicht geklärt ist. Zum Auftakt in die Rückrunde ist schließlich noch nicht abzusehen, in welcher Liga die Löwen in der kommenden Saison auflaufen werden. Für den Traditionsklub steht bis zum Sommer also viel auf dem Spiel. Einen ähnlich schwachen Start wie in der Hinrunde will man bei Eintracht daher vermeiden, damit der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga gelingt. Ein möglicher Wiederabstieg wäre gleichbedeutend mit finanziellen Verlusten, die es aufzufangen gilt. (ts)

Der zuletzt verletzte Immanuel Pherai ist wieder zurück auf dem Platz und sein Comeback bahnt sich an.

Saulo Decarli verpasste quasi die komplette Hinrunde – nun ist der Innenverteidiger wieder fit.
Fotos: ts
Die nächsten Spiele der Eintracht:
Hamburger SV- Eintracht (Sonntag, 29. Januar, 13:30 Uhr)
Eintracht – 1. FC Heidenheim (Samstag, 04. Februar, 13:00 Uhr)
SV Darmstadt 98 – Eintracht (Sonntag, 12. Februar, 13:30 Uhr)
Eintracht – Holstein Kiel (Freitag, 17. Februar, 18:30 Uhr)
Fortuna Düsseldorf – Eintracht (Freitag, 24. Februar, 18:30 Uhr)
Eintracht – DSC Arminia Bielefeld (Sonntag, 05. März, 13:30 Uhr)
1. FC Nürnberg – Eintracht (Freitag, 10. März, 18:30 Uhr)
Eintracht – Hannover 96 (Sonntag, 19. März, 13:30 Uhr)