Am 20. Januar 2024 folgten rund 20.000 Menschen dem Aufruf des Stadtschülerrats Braunschweig und der Jusos Braunschweig, um gemeinsam auf dem Schlossplatz gegen demokratiefeindliche Ideologien und für demokratische Werte zu demonstrieren. Auslöser der Veranstaltung war eine aufrüttelnde Recherche von CORRECTIV, die den dringenden Handlungsbedarf im Kampf gegen rechtsextreme Tendenzen in Deutschland deutlich machte. Trotz des kalten Winterwetters versammelten sich zahlreiche Menschen aus der gesamten Region, um ein starkes und friedliches Zeichen gegen Extremismus zu setzen. Die Kundgebung wurde von Redebeiträgen und musikalischen Darbietungen begleitet, die die Vielfalt und Solidarität der Gesellschaft widerspiegelten. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die erfolgreiche Sammlung von Spenden für demokratiefördernde Projekte. Dank der Großzügigkeit der Teilnehmenden kamen insgesamt 8.582 Euro zusammen, die anschließend an ausgewählte Organisationen verteilt wurden. Diese Organisationen setzen sich auf vielfältige Weise für soziale Gerechtigkeit, Integration, Bildung und den Schutz demokratischer Werte ein.
Die folgenden Organisationen erhielten Spendenmittel:
REFUGIUM e.V. – 4.291 €
Seit 1986 unterstützt REFUGIUM Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung in Braunschweig. Der Verein bietet kostenlose und zukunftsorientierte Beratung, unabhängig von Aufenthaltsstatus, kultureller, sozialer oder religiöser JUSOS IN DER SPD UNTERBEZIRK BRAUNSCHWEIG Herkunft. Im Fokus steht die Förderung von selbstbestimmtem und partizipativem Handeln im Alltag, um Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung das Ankommen in der Region zu erleichtern und langfristige Unterstützung zu bieten.
“Wir danken dem Stadtschülerrat, den Jusos und den Braunschweiger Bürger:innen für die an uns getätigte Spende! Neben der finanziellen Unterstützung, die in Zeiten drohender Mittelkürzungen äußerst hilfreich ist, hat es uns und den von uns unterstützten Menschen viel Kraft gegeben, zu sehen, wie viele solidarische Menschen in Braunschweig am Start sind.“– Marco Frank, Geschäftsleitung Refugium e.V.
Onkel Emma (VSE e.V.) – 1.000 €
Onkel Emma, das queere Zentrum Braunschweigs, bietet der LSBT*I -Community einen sicheren Raum für Begegnungen, Beratung und Veranstaltungen. Der Verein setzt sich für die Akzeptanz und Gleichstellung unterschiedlicher sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten ein. Angebote wie die Trans*Beratungsstelle ermöglichen anonyme Beratungen durch Fachpersonal.
„Im Namen des Vereins möchten wir uns herzlich für das Engagement des Stadtschülerrats und der Jusos sowie für die großzügige Spende bedanken. Wir setzen sich uns für eine offene, vielfältige sowie gerechte Gesellschaft ein. Ganz nach dem Motto „Geht es Minderheiten gut, ist die Gesellschaft intakt.” – René Pietsch, Vorstandsmitglied im VSE e.V.
Braunschweiger AIDS-Hilfe e.V. – 1.000 €
Die Braunschweiger AIDS-Hilfe unterstützt seit fast vier Jahrzehnten Menschen mit HIV und Aids und engagiert sich in Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Der Verein bietet umfassende Beratungs- und Testangebote und ein starkes Unterstützungsnetzwerk für Betroffene und deren Angehörige.
„Die Braunschweiger AIDS-Hilfe macht sich seit jeher für Vielfalt und gegen Diskriminierung stark. Jede:r sollte das Recht haben, frei und selbstbestimmt zu leben. Denn nur wer sein Leben schätzt, schützt sich auch vor HIV. Die großzügige Spende hilft uns sehr, unsere Angebote in der Prävention und der Begleitung HIV-Positiver aufrecht zu erhalten. Dafür unser herzliches Dankeschön an alle Spender:innen!“ – Kai Zayko, Geschäftsführer Braunschweiger AIDS-Hilfe e.V.
Kinderschutzbund Ortsverband Braunschweig – 500 €
Der Kinderschutzbund Braunschweig setzt sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein und bietet umfassende Unterstützung für Familien in schwierigen Lebenslagen. Der Verein engagiert sich in der Prävention von Gewalt und Missbrauch und bietet Kindern einen geschützten Raum zum Aufwachsen.
„Es ist von größter Bedeutung, dass wir unsere Kinder und Jugendlichen frühzeitig für demokratische Werte sensibilisieren. Sie müssen lernen, was es bedeutet, in einer freien und gerechten Gesellschaft zu leben – und vor allem, dass sie selbst ein aktiver Teil davon sind. Unsere Demokratie beginnt bei den Kleinsten, und wir alle tragen die Verantwortung, ihnen diese Werte zu vermitteln. Ich danke allen, die ein Zeichen gesetzt haben und besonders für die großzügige Spende von 500 €, die uns dabei unterstützt, unsere Arbeit fortzuführen. Kinder müssen nicht nur über Demokratie aufgeklärt werden, sie müssen auch stärker in unsere Gesellschaft und unsere Diskurse einbezogen werden.“ – Lisa Schnepel, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Braunschweig
Reichsbannerausstellung Braunschweig – 500 €
Die Ausstellung erinnert an das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, eine Organisation, die sich in der Weimarer Republik gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und für die Verteidigung der Demokratie einsetzte. Die Ausstellung macht die Bedeutung des Engagements für demokratische Werte und den Widerstand gegen Extremismus greifbar.
„Durch die finanzielle Unterstützung konnten wir aktiv die Wanderausstellung: Für Freiheit und Republik! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie 1924 bis 1933 vorbereiten. Wir bedanken uns vielmals für die 500 Euro bei den Jusos und dem SSR.“ – Siegfried Rackwitz
k·now·ledge Projekt – 500 €
Dieses sozial ausgerichtete Rap-Projekt unter der Leitung von Andreas Bucklisch bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich durch Musik zu empowern und sich mit ihrer Lebensrealität sowie sozialpolitischen Themen auseinanderzusetzen. Das Projekt fördert ethische Werte wie Toleranz, Respekt und Vielfalt und gibt den Jugendlichen Werkzeuge, um selbstbewusst im Alltag zu agieren.
„Wir möchten uns herzlich bei den Bürger:innen der Stadt Braunschweig für ihre großzügige Spende und das entgegengebrachte Vertrauen bedanken, insbesondere bei unseren Freunden Atakan und Ives. Dank eurer Unterstützung konnten wir nicht nur unseren beiden Künstlerinnen, die Braunschweig sowohl künstlerisch als auch politisch bereichern, eine angemessene Gage zahlen, sondern auch die Arbeit eines Videographen finanzieren. Dieser hat die wichtige Projektarbeit in Catania, Sizilien, dokumentiert, welche in direktem Bezug zu Braunschweig steht und
bald hier zu sehen sein wird. Euer Engagement und eure Bereitschaft, lokale Initiativen zu unterstützen, schätzen wir sehr und nehmen es nicht als selbstverständlich an. Wir möchten auch euer aktives Engagement gegen rechte Politik ausdrücklich loben. Vielen Dank, dass ihr in uns einen Mehrwert seht! – Andreas Bucklisch
Roots Förderverein Interkultureller Garten e.V. in Braunschweig – 434 €
Der Interkulturelle Garten, gegründet 2007, ist ein Ort der Begegnung für Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe. Das Konzept wurde für die Zielgruppe der in Braunschweig lebendenden Geflüchteten und deren Familien erstellt, um in diesem informellen Umfeld wieder soziale Bindungen und das Gefühl der Zugehörigkeit für sie aufbauen zu können. Die familiäre Atmosphäre, Spielregeln für ein solidarisches Miteinander sowie Respekt untereinander stehen im Mittelpunkt für den kommunikativen Austausch und den sozialen Zusammenhalt. Neben gärtnerischen Tätigkeiten werden Einzelfallberatungen, Informationstage zu sozialen-, gesundheitlichen- und gesellschaftspolitischen Themen sowie Workshops angeboten.
Ton- und Technik für die Kundgebung – 357 €
Ein Teil der Spenden wurde für die Deckung der Kosten der Ton- und Technikinstallation verwendet, die für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung unerlässlich war.
Atakan Koçtürk vom Stadtschülerrat und Ives Bartels von den Jusos bedanken sich ebenfalls und ziehen Bilanz: „Vielen Dank an alle, die im Januar mit uns auf der Straße waren. Danke für die reibungslos funktionierende Technik und an Sebastian Wertmüller für seine Hilfe und die Idee zur Spendensammlung sowie an die Stadt Braunschweig für die Unterstützung vor Ort. Die Europa- und Landtagswahlen in diesem Jahr haben gezeigt, wie wichtig Engagement ist – und auch bleiben wird. Mit einer Kundgebung allein ist es also nicht getan. Ich ermutige daher alle, sich aktiv in der
Gesellschaft zu engagieren. Als Jusos wollen wir junge Menschen für Demokratie begeistern und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Interessen auszudrücken. Das ist jetzt wichtiger denn je. In Braunschweig sind wir mit dem Jugendparlament, das in diesem Jahr zum ersten Mal gewählt wurde, auf einem guten Weg. Angebote müssen jedoch auch umfassend wahrgenommen und angenommen werden, sonst verfehlen sie die eigentliche Idee demokratischer Partizipation“, so Bartels.
Auch Koçtürk stimmt zu und sagt: „Obwohl bereits Fortschritte erzielt wurden, müssen wir wachsam bleiben, um weiterhin gegen die Feinde der Demokratie vorzugehen. Es ist entscheidend, dass wir standhaft für unsere Werte eintreten und uns nicht entmutigen lassen. Das jüngste Verhalten der Alternative für Deutschland in Thüringen ist alarmierend und verdeutlicht erneut die grundsätzlichen Ziele dieser Partei. Die AfD strebt eine systematische Einschränkung von Menschenrechten und den Abbau demokratischer Strukturen an. Obwohl dies schon lange bekannt
ist, sollte nun ernsthaft ein Verbot der AfD geprüft werden.“
Fotos: oh/Jusos Braunschweig