
Die Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga
war für Eintracht Braunschweig mehr als nur enttäuschend und so steckt der Traditionsverein erneut mitten im Abstiegskampf.
Die Lage ist kritisch, aber keineswegs hoffnungslos. In der Rückrunde muss vieles besser laufen, sonst droht wieder ein Drama. Für das Projekt Klassenerhalt rüstet man sich und geht den Kampf mit personellen Verstärkungen an. Auch der Trainer stand nach dem miserablen Hinrundenabschluss als Tabellenvorletzter heftig in der Kritik, bleibt jedoch (vorerst) im Amt.
Der BTSV überwinterte nach zuletzt schwachen Leistungen auf Tabellenrang 17 – und somit auf einem Abstiegsplatz. Die „Löwen“ haben mit 13 Punkten aus 17 Spielen eine desolate Hinrunde gespielt, die Chef-Trainer Daniel Scherning fast den Job gekostet hätte. Die Tordifferenz von 16:36 zeigt zudem, dass der Schuh sowohl in der Defensive als auch in der Offensive drückt. Zur Winterpause der vergangenen Saison hatten die Blau-Gelben eine ähnliche Punktausbeute. Ungeachtet dessen vertraut der krisengeschüttelte Zweitligist auf die aktuelle Konstellation und verkündete an Heiligabend, dass Daniel Scherning auch zum Start in die Rückrunde als Chef-Trainer für Eintracht Braunschweig an der Seitenlinie stehen wird. Nach einer tiefgreifenden Analyse der sportlichen Situation sprachen die Verantwortlichen des deutschen Meisters von 1967 dem Coach weiterhin das Vertrauen aus.
Der Aufsichtsrat sowie die beiden Geschäftsführer Wolfram Benz und Benjamin Kessel waren nach Abschluss der ersten Saisonhälfte zusammengekommen, um die Hinrunde zu analysieren und die bestmöglichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rückrunde zu schaffen. Teil dieser intensiven Beratungen war auch ein gemeinsamer Austausch mit Daniel Scherning. „Wir mussten die bisherige Hinrunde offen analysieren, weil wir sportlich hinter unseren eigenen und den Erwartungen unseres Umfeldes zurückgeblieben sind. Daniel bleibt auch in Zukunft unser Chef-Trainer. Er genießt unser volles Vertrauen. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, den Kader im Einklang mit unseren finanziellen Rahmenbedingungen durch externe Zugänge zu verstärken“, erklärte Jens-Uwe Freitag, Aufsichtsratsvorsitzender der Eintracht Braunschweig GmbH & Co. KGaA, das Ergebnis aus den Gesprächen. „Ich bin überzeugt, dass wir die notwendige Stabilität und eine sportliche Wende nur mit einer klaren Linie und Kontinuität erreichen können. Kontinuität ist nicht immer der einfache, aber zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Ansatz, wenn man nachhaltig Erfolg haben will“, begründete Sport-Geschäftsführer Benjamin Kessel die gemeinsam gefällte Entscheidung. Das Ziel sei, im Zusammenspiel aus Mannschaft, Trainerteam und dem emotionalen Umfeld den Klassenerhalt zu schaffen.
Auch die BTSV-Chefetage um Präsidentin Nicole Kumpis setzt darauf, dass der aktuelle Chefcoach den abstiegsbedrohten Traditionsklub wie bereits in der Vorsaison aus einer sehr schwierigen Situation zum Klassenerhalt führt. „Wir haben im Sommer bewusst viele Dinge innerhalb und rund um unsere Profimannschaft verändert, um die Eintracht nachhaltig auf einen erfolgreichen Weg zu bringen. In dieser herausfordernden Phase ist es von großer Bedeutung, dass wir Geschlossenheit innerhalb der Eintracht demonstrieren und Kontinuität bewahren, um die vor uns liegenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Wir glauben fest daran, dass wir in der bestehenden Konstellation unser Saisonziel erreichen werden“, lässt die Eintracht-Präsidentin (bislang) keine Zweifel am Übungsleiter Scherning aufkommen. In der vergangenen Spielzeit hatten die „Löwen“ die Rückrunde als sechstbestes Team abgeschlossen und den lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltenen Ligaverbleib in der 2. Bundesliga so doch noch geschafft.
Scherning, der Anfang November 2023 in Braunschweig auf den glücklosen Jens Härtel gefolgt war, wurde als Retter gefeiert und hatte dementsprechend viel Kredit bei den Verantwortlichen und Fans des Klubs, als der Start in die neue Zweitliga-Saison 2024/2025 mit vier Niederlagen in Serie und einem Remis misslang. Zwischenzeitlich gelang es dem 41-Jährigen zwar, die Mannschaft zu stabilisieren und auf einen Nichtabstiegsplatz zu führen. Dann folgte jedoch eine erneute Ergebniskrise, die den Sturz auf Platz 17 nach sich zog. Nach dieser desolaten Hinrunde müssen nun mehrere Konsequenzen erfolgen. Um den Abstieg in die Drittklassigkeit zu verhindern, sind die Eintracht-Verantwortlichen bereits auf dem Transfermarkt aktiv geworden und haben bislang Mittelfeldspieler Lino Tempelmann sowie Keeper Ron-Thorben Hoffmann vom Ligarivalen FC Schalke 04 bis zum Ende der Spielzeit 2024/2025 ausgeliehen. Der 25-jährige Hoffmann war erst im vergangenen Sommer aus der Löwenstadt zu den „Knappen“ gewechselt, konnte sich nach lediglich drei Pflichtspiel-Einsätzen für die Gelsenkirchener aber nicht durchsetzen. Für die Eintracht absolvierte der Torhüter von 2022 bis 2024 insgesamt 46 Pflichtspiele, im Falle des Klassenerhalts greift eine Kaufpflicht für den früheren England-Legionär (AFC Sunderland), dessen Kontrakt bei Schalke noch bis 2027 datiert ist. Mit der Verpflichtung von Mittelfeldakteur Tempelmann soll das Problem der „Löwen“ in der Schaltzentrale behoben werden. Der 25 Jahre alte gebürtige Münchner kommt mit der Erfahrung aus elf Einsätzen in der Bundesliga sowie 89 Partien in der 2. Bundesliga zum BTSV und besticht als zentrale Anspielstation über ein hohes Spielverständnis mit bissigem Zweikampfverhalten in der Defensivarbeit, enormer Ballsicherheit, Dynamik und Kreativität im Offensivspiel. Weitere Neuzugänge bis zum Ende der Transferperiode am 3. Februar sind nicht ausgeschlossen. Verstärkungen sowohl für den Defensivverbund als auch für die Angriffsreihe stehen weiterhin ganz weit oben auf der Wunschliste der Blau-Gelben. (ts)



Fotos: ts