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Bedeutende Gemälde von Rudolf Levy und Hans Purrmann im Städtischen Museum

Das Städtische Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall, Steintorwall 14, erhält hochkarätige künstlerische Dauerleihgaben von der TU Braunschweig.
Hans Purrmann, Schloss Porto d‘Ischia, um 1930, Mischtechnik auf Leinwand, 60,5 x 73,6 cm, TU Braunschweig, Sammlung Straßner.

Das Städtische Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall, Steintorwall 14, erhält hochkarätige künstlerische Dauerleihgaben von der TU Braunschweig. Ab sofort sind bedeutende Gemälde von Rudolf Levy und Hans Purrmann in der Dauerausstellung zu sehen.

Mit großem Erfolg zeigte das Städtische Museum im Frühjahr dieses Jahres die Ausstellung „Ausgehoben!“, bei der die Sammlung Straßner der TU Braunschweig erstmals einem breiten Publikum präsentiert wurde. Das anmutige Bildnis „Lilo“ von Rudolf Levy (1875–1944) wurde hierbei zum Publikumsliebling. „Viele Besucherinnen und Besucher äußerten den Wunsch, „Lilo“ auch nach Ausstellungsende anschauen zu können“, erzählt Museumsdirektor Dr. Peter Joch. Diesem Wunsch kamen die TU und das Museum gerne nach.
„Von Rudolf Levy besitzen wir bereits ein Gemälde, eine Wannsee-Ansicht. Es war naheliegend, dieses Werk und „Lilo“ nebeneinander zu zeigen, erläutert Dr. Andreas Büttner, Kurator der Gemäldesammlung. „Wir freuen uns sehr, dass die Kolleginnen von der TU uns auch zwei bedeutende Gemälde von Hans Purrmann als Dauerleihgabe überlassen. Levy und Purrmann waren freundschaftlich verbunden. Ihr Leben und ihr Werk spiegeln die politischen und künstlerischen Entwicklungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider.“

Rudolf Levy stammte aus Stettin und studierte ab 1895 in Karlsruhe und München .1903 zog er nach Paris, wo er schnell Aufnahme im Künstlerkreis des „Café du Dôme“ fand. Er wurde Schüler von Henri Matisse. Dies war der Start einer vielversprechenden internationalen Karriere. Ab 1921 lebte er in Berlin und nahm eine wichtige Position im künstlerischen Leben der Hauptstadt ein. Als Jude und als Vertreter der Avantgarde wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt.  Levy emigrierte Levy 1933 zunächst nach Italien und 1936 nach New York. 1937 kehrte er nach Europa zurück. Im Dezember 1943 wurde er in Florenz von der SS verhaftet und Ende Januar 1944 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er ermordet.

Hans Purrmann (1880–1966) stammte aus Speyer. Er nahm ein Kunststudium in Karlsruhe auf. Dort lernte er Rudolf Levy kennen. Beide setzten das Studium 1897 in München fort, wo sie in die avantgardistischen Kreise um Klee und Kandinsky aufgenommen wurden. 1906 zog Purrmann nach Paris, wo er – wie auch Levy – seine entscheidende künstlerische Prägung in der Académie Matisse erhielt. Henri Matisse (1869–1954) verwendete kräftige Farben, schuf eine reduzierte Modellierung plastischer Objekte und eine flächige, ornamentale Gestaltung. Diese Charakteristika beeinflussten seine Schüler Purrmann und Levy nachhaltig. Ab 1935 leitete Purrmann – der bei den Nazis als „entartet“ galt – die Villa Romana in Florenz. Er formte das Institut zu einem Ort des offenen und freien Austauschs. Nach der Verhaftung Levys, der seit 1940 untergetaucht in Florenz lebte, floh Purrmann im Winter 1943/44 in die Schweiz.

Die beiden Gemälde Purrmanns sowie Levys Bildnis „Lilo“ wurden von Professor Ernst Straßner (1905–1991) für seine Lehrsammlung in der Pädagogischen Hochschule Braunschweig erworben. Durch die Sammlung sollten die Studierenden mit Tendenzen moderner Kunst vertraut gemacht werden.
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Foto: oh/©  Städtisches Museum Braunschweig / Dirk Scherer