Behrens: „Uns eint das Ziel,
die Gewalt zu bekämpfen und die Einsätze der Polizei in den Stadien zu minimieren. Dazu haben wir uns heute sehr intensiv und konstruktiv miteinander ausgetauscht“.
Im Nachgang der gewalttätigen Auseinandersetzung rund um das Niedersachsen-Derby von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig am 5. November dieses Jahres in Hannover hat sich Niedersachsens Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, am 06.12. mit Vertreterinnen und Vertreter der beiden 2. Bundesliga Clubs im Innenministerium getroffen. Bei dem Gespräch wurden Konsequenzen und künftige Maßnahmen thematisiert, um solche Gewaltexzesse in Fußballstadien zu minimieren bzw. zu verhindern und der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens nach dem Austausch: „Uns eint das Ziel, die Gewalt zu bekämpfen und die Einsätze der Polizei in den Stadien zu minimieren. Dazu haben wir uns heute sehr intensiv und konstruktiv miteinander ausgetauscht. Uns allen ist klar: Die derzeitige Entwicklung ist untragbar. Offensichtlich begreifen Chaoten aus der Ultraszene Stadien als rechtsfreien Raum, in denen Aggression und Gewalttätigkeit ausgelebt werden kann und wird. Dabei gehören Pyrotechnik, Böller, Vandalismus und Zerstörungswut häufig dazu. Die Vorkommnisse der vergangenen Wochen sind vorläufige Höhepunkte einer anhaltenden Entwicklung. Dieser Steigerung der Aggression in den Störerszenen, deren Selbstverständnis von rechtsfreien Räumen und der Gewalt gegen Polizei- und Ordnungskräfte gilt es zusammen deutlich zu begegnen. Dazu gehört ein klares Bekenntnis gegen Gewalt und Pyrotechnik in und um die Stadien, aber auch Verbesserungen bei der Sicherheit.
Wir haben nun vereinbart, in gemeinsamen Arbeitsstrukturen künftige bauliche, technische, und organisatorische Maßnahmen zu identifizieren. Außerdem wird der heute begonnene Dialog regelmäßig auf verschiedenen Ebenen weitergeführt, so wird es unter anderem ein Treffen nach dem nächsten Niedersachsen-Derby Mitte April geben.
Sollte es nicht zu spürbaren Verbesserungen bei Hoch-Risiko-Spielen kommen, wird eine Kostenbeteiligung der Vereine für Polizeieinsätze bei diesen notwendig werden. Um es noch einmal deutlich zu sagen, für die Sicherheit im Stadion sind die Vereine zuständig. Die Polizei ist kein privater Sicherheitsdienst.
Dies ist allen Beteiligten des heutigen Gesprächs auch klar. Deshalb intensivieren wir unsere Zusammenarbeit, um das gemeinsame Ziel, weniger Gewalt in den Stadien, zu erreichen. Auch werde ich das Thema bei der nun anstehenden Innenministerkonferenz in Berlin mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern besprechen.“
Martin Kind, Geschäftsführer Hannover 96: „Dank an die Ministerin, die die Initiative ergriffen und eingeladen hat. Es war ein sehr offener Gedankenaustausch. Ziel war es, Positionen darzulegen, Wissensdefizite auszugleichen und im ersten Schritt ein gemeinsames Selbstverständnis zu entwickeln. Dieses gemeinsame Verständnis haben wir.
Wir waren uns auch einig, dass es sich nicht nur um ein Thema von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig handelt. Die Vorkommnisse bei unseren Spielen waren Anlass des heutigen Termins, aber es ist ein bundesweites Thema. Deswegen sind diese Fragestellungen auch mit DFL und DFB zu besprechen mit dem Ziel, sich auch bundesweit klar zu positionieren.
Was die Kostenfrage angeht, sind die Spielregeln klar: Der Staat ist für die öffentliche Ordnung zuständig, das betrifft den Bereich außerhalb der Fußballarena. Innerhalb der Fußballarena sind wir für die Sicherheit verantwortlich. Wir werden hierzu an Konzepten arbeiten, die auch bauliche Veränderungen beinhalten können.
Wir haben klar gesagt: Wir konzentrieren uns in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zunächst auf wenige Themen, um Schritt für Schritt zukunftsorientierte Antworten zu finden – auch unter Einbindung der Fanszenen. Wir lieben gemeinsam den Fußball, wir sollten ihn nicht schädigen. Daran möchten wir gemeinsam arbeiten.“
„Wir bedanken uns bei Innenministerin Daniela Behrens für den offenen und konstruktiven Austausch, bei dem alle Themen sehr vertrauensvoll angesprochen wurden. Wir haben bei diesem Auftaktgespräch gemeinsam Punkte identifiziert, bei denen wir Verbesserungspotenzial sehen und die wir für ein noch sichereres Stadionerlebnis kurzfristig angehen werden. Das bezieht sich in erster Linie auf die Bereiche An- und Abreise sowie Sicherheitskräfte im Stadion. Mittel- und Langfristig betrifft das auch die Infrastruktur in den Stadien.
Wir nehmen unsere Pflichten sehr ernst und sind weiterhin der Auffassung, dass der Schutz und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit außerhalb der Stadien hoheitliche Aufgabe der Polizei sind. Eine Kostenübernahme lehnen wir daher weiterhin ab.
Klar ist aber auch, dass die Sicherheit in den Stadien kein exklusives Thema von Eintracht Braunschweig und Hannover 96 ist, sondern bundesweit diskutiert wird. Deshalb werden auch DFB und DFL mit einbezogen werden müssen, um bundeseinheitliche Regelungen für diese Herausforderungen zu finden.
Wichtig ist uns, unsere organisierten Fangruppierungen auf diesem Weg mitzunehmen und die anstehenden Themen rund um das Niedersachsenderby im Rahmen unserer bestehenden sehr guten und verstetigten Dialogformate anzusprechen.“
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