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Eintrachts Verantwortliche planen eine sorgenfreiere Saison

Die Anhänger von Eintracht Braunschweig fiebern dem Auftakt der neuen Zweitliga-Saison bereits mit Spannung entgegen.
Eintracht-Trainer Daniel Scherning hat forsche Töne anklingen lassen und will in der kommenden Zweitliga-Saison mehr als nur um Tabellenplatz 15 mitspielen.

Die Anhänger von Eintracht Braunschweig fiebern dem Auftakt der neuen Zweitliga-Saison bereits mit Spannung entgegen.

Nach der phänomenalen Aufholjagd in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit verbunden mit dem sensationellen Klassenerhalt hoffen die Fans der Löwen im dritten Jahr Zweitklassigkeit in Folge endlich auf eine weniger nervenaufreibende Fußball-Saison. Die Ziele der Eintracht-Verantwortlichen machen Mut.

Rückblick auf die vergangene Saison: Nach 12 Spieltagen stand man vor dem Abgrund, die Eintracht war abgeschlagen Tabellenletzter. Fünf Punkte, nur ein Sieg, desolate Auftritte, sieben Zähler Rückstand auf Platz 16, acht auf den ersten Nichtabstiegsplatz – und ein Verein, der wohl selbst nicht mehr wirklich an die Rettung geglaubt hatte. Viele Fans und Experten hatten die Löwen bereits als Absteiger Nummer eins abgestempelt. Die Lage schien aussichtslos als Daniel Scherning seine Arbeit in Braunschweig Anfang November 2023 aufnahm und Vorgänger Jens Härtel sowie Interimstrainer Marc Pfitzner beerbte. Doch mit Scherning kam der Glaube zurück an die Hamburger Straße.

Der neue Coach belebte die Eintracht-Kicker und den Verein wieder und schaffte letztlich das fast Unmögliche. Der eher noch unbekannte Übungsleiter drehte an den richtigen Stellschrauben und krempelte die Mannschaft um: Er stabilisierte die bis dahin nicht zweitliga-taugliche Defensive, machte Routinier Ermin Bicakcic zum Abwehr-Boss und setzte taktisch konsequent auf schnelles Umschaltspiel. Der 40-Jährige brachte den niedersächsischen Traditionsklub so wieder auf Kurs und unter seiner Regie erkämpften sich die Braunschweiger durch eine phänomenale Rückrunde (Tabellenplatz sieben) mit zehn Siegen aus 22 Partien bereits am 33. Spieltag (38 Punkte) ein weiteres Jahr Zweitklassigkeit. „Wir waren tot, wir hatten fünf Punkte“, erinnerte sich der „Retter“ an den letzten Herbst, in dem wohl kaum noch jemand auf einen Ligaverbleib der Blau-Gelben gesetzt hätte. Doch Totgesagte leben eben länger. Nach dieser sensationellen Rettung darf die Eintracht nun für die dritte Zweitliga-Saison in Folge planen. Nur zu gerne würden die Löwen eine Spielzeit erleben, in der sie nicht bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern müssen.

Die BTSV-Verantwortlichen setzen in der neuen Saison natürlich weiterhin auf ihren Erfolgscoach, für die auf jeden Fall schon „frühzeitig feststand, dass wir in dieser Konstellation auch über den Sommer hinaus und ligaunabhängig weiterarbeiten wollen, um den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen“, begründete der neue Geschäftsführer Sport Benjamin Kessel die frühzeitige Vertragsverlängerung des ursprünglich bis zum 30. Juni 2024 laufenden Vertrags von Daniel Scherning, der bereits weit vor dem feststehenden Klassenerhalt um ein Jahr bis Sommer 2025 ausgedehnt wurde.

Auch sein Co-Trainer Andreas Zimmermann bleibt Braunschweig bis zum 30. Juni 2025 erhalten. „Wir waren von Anfang an überzeugt davon, dass Daniel für uns genau der richtige Trainer ist. Diese Einschätzung hat er gemeinsam mit seinem Trainerteam komplett bestätigt“, honorierte Benjamin Kessel die Verdienste des Chef-Trainers mit seinem Staff, der seine Aufgabe beim Mitte der Saison maximal bedingt konkurrenzfähigen Traditionsklub in einer äußerst prekären Situation übernahm und die Eintracht schließlich doch noch vor einem erneuten Zweitliga-Abstieg bewahrte. „Seine klaren fußballerischen Ideen und seine kommunikativen Fähigkeiten sind ein wesentlicher Grund dafür, dass wir den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga geschafft haben“, führte Kessel weiter aus. „Daniel hat es nicht nur geschafft, unsere Mannschaft schnell zu stabilisieren, sondern sie auch weiterzuentwickeln.“

Vor dem Start der 2. Bundesliga 2024/2025 zeigte sich Chef-Trainer Daniel Scherning daher auch mutig und hatte bereits direkt nach dem Ligaverbleib klare Ziele für die kommende Saison formuliert. „Mein Ziel ist es, nicht nur um Platz 15 mitzuspielen“, legte der Übungsleiter die Messlatte für die neue Spielzeit gleich einmal höher an als bisher gewohnt und will damit auch den Ruf einer Fahrstuhlmannschaft zwischen Liga 2 und 3 auf Dauer abwenden. Dafür haben die Verantwortlichen bei der Eintracht auf dem Transfermarkt einige Hebel in Bewegung gesetzt und arbeiten mit Hochdruck an der Zusammenstellung eines schlagkräftigen Kaders für diese ambitionierten Ziele.

Dabei möchte Benjamin Kessel, der im Sommer vom Sportdirektor zum neuen Geschäftsführer Sport befördert wurde, besonders die Vertragsgestaltungen so anpassen, dass in der Zukunft eine größere Planungssicherheit für den Verein herrscht. „Wir wollen eine nachhaltige Kaderstruktur schaffen, damit wir uns nicht Sommer für Sommer mit zahlreichen auslaufenden Verträgen konfrontiert sehen. Aus unserer Sicht haben wir nun die Chance, diesen Weg einzuschlagen und in gewisser Weise ein Fundament für die nächsten Jahre zu legen“, erklärt der ehemalige Eintracht-Profi seine Zielsetzung in neuer Funktion. „Wir haben in den vergangenen Monaten im Bereich unserer sportlichen Ausrichtung unausweichliche Veränderungsprozesse angestoßen und erste sichtbare Erfolge sind klar zu erkennen. Diesen gemeinsamen Weg gilt es konsequent fortzusetzen, um die Eintracht nicht nur kurzfristig, sondern vor allem mittel- und langfristig wirtschaftlich und sportlich erfolgreich zu machen“, so Kessel zur Vorgehensweise des Vereins.

Bislang haben der Sport-Geschäftsführer mit Sven Köhler (Odense BK), Leon Bell Bell (1. FC Magdeburg), Sidney Raebiger (Eintracht Frankfurt), Max Marie (FC St. Pauli II), Kevin Ehlers (Dynamo Dresden), Levente Szabó (Fehervar FC), Fabio Di Michele Sanchez (1. FC Saarbrücken), Sanoussy Ba (RB Leipzig), Christian Conteh (VfL Osnabrück) und Torwart Lennart Grill (1. FC Union Berlin/Leihe) zehn externe Neuzugänge verpflichtet. Hinzu kommen noch Karim Hüneburg aus der eigenen U19 sowie Rückkehrer Kaan Caliskaner, dessen Zukunft in Braunschweig indes fraglich ist.

Hier soll „eine gute Lösung für alle Parteien“ gefunden werden. Die auslaufenden Verträge der letztjährigen Leistungsträger Ermin Bicakcic, Fabio Kaufmann und Robin Krauße konnten jeweils um ein Jahr verlängert werden. Auch der US-amerikanische Offensivspieler Johan Gómez, der als einziger Spieler in der Vorsaison in allen 34 Partien auf dem Platz stand, unterschrieb vorzeitig ein neues Arbeitspapier um weitere zwei Jahre bis 2027. Nach jetzigem Stand werden 15 Akteure aus dem Kader der vergangenen Saison künftig nicht mehr dabei sein, die Anzahl der Abgänge könnte sich mit dem Namen des bisher nur ausgeliehenen Thórir Jóhann Helgason sogar auf 16 erhöhen.

„Das ist eine sehr, sehr große Aufgabe für uns als Verein und für uns als Trainerteam“, erklärte Trainer Daniel Scherning mit Blick auf die vielen Kaderveränderungen, ließ zugleich aber durchblicken, dass er sein Aufgebot noch nicht vollständig hat. „Wir haben schon noch einiges vor uns. Und wir sind definitiv nicht komplett“, ist dem 40 Jahre alten Fußball-Lehrer klar, dass noch etwas passieren wird und er noch auf einigen Positionen Bedarf sieht. Konkrete Namen sind gerade für die Innenverteidigung und den Angriff bislang aber noch nicht spruchreif – was freilich nicht bedeutet, dass die Verantwortlichen um Benjamin Kessel im Hintergrund nicht ihre Fühler in verschiedene Richtungen ausgestreckt haben. Die Fans können sich noch auf einige Neuverpflichtungen freuen.

Viel Zeit, kurzfristige Neuzugänge zu integrieren und mit seinem Spielsystem vertraut zu machen, bleibt Trainer Daniel Scherning indes nicht mehr. Lediglich beim letzten Härtetest eine Woche vor dem Ligastart am Samstag, 27. Juli, ab 13:30 Uhr im Eintracht-Stadion gegen den VfL Osnabrück besteht für den Chef-Coach noch die Möglichkeit, seine Mannschaft einspielen zu lassen. Scherning muss aus seinem neu zusammengewürfelten Kader schnell eine schlagkräftige und konkurrenzfähige Stammformation bilden, denn die DFL hat bei der Erstellung des Spielplans für die Spielzeit 2024/2025 beim BTSV und seinen Anhänger mit einem Kracher-Auftaktprogramm für große Vorfreude gesorgt.

Gleich zum Start in die 51. Zweitliga-Saison wartet am Samstag, 3. August, kein Geringerer als der ambitionierte Aufstiegskandidat FC Schalke 04 zum Topspiel auf die Kicker von der Oker. Dieser Kracher findet unter Flutlicht vor 60.000 in der Schalke-Arena um 20:30 Uhr statt – und Sport1 überträgt auch noch live im Free-TV. Die heimischen Fans der Löwen können ihre Mannschaft im neuen Eintracht-Heimdress am Sonntag, 11. August, um 13:30 Uhr live begrüßen, wenn Nachbar 1. FC Magdeburg zum ersten Heimspiel der Saison 2024/2025 ins Stadion an der Hamburger Straße anreist. Nach dem DFB-Pokalfight gegen Eintracht Frankfurt (19. August im Eintracht-Stadion) geht es für die Blau-Gelben am 3. Spieltag dann zum nächsten Hammer-Duell in die Domstadt zu Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln. (ts)

Sanoussy Ba kommt von RB Leipzig und ist als rechte Außenverteidiger eingeplant.
Der neu zusammengestellte Kader der Löwen muss schnell zu einer Einheit finden.

Fotos: oh/Eintracht Braunschweig