
Im Rahmen Projektes „Persönlichkeitstafeln“ ist am Donnerstag, 6. November am Landgerichtsgebäude, der ehemaligen Adresse Kleine Burg 1, eine Erinnerungstafel für Carl Wilhelm Heinrich Caspari, ehemaliger Oberbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Braunschweig, aufgestellt worden. An der Adresse stand einst Casparis Wohnhaus.
Die Tafel würdigt Casparis Modernisierungsimpulse in Zeiten der Industrialisierung und sein großes soziales Engagement.
Carl Wilhelm Heinrich Caspari (geb. 29. November 1805 in Braunschweig, gest. 3. Mai 1880 ebenda), studierte Rechtswissenschaften in Göttingen. Er trat 1847 die Stelle des Polizeidirektors in Braunschweig an. Der Stadtmagistrat und die Stadtverordnetenversammlung wählten Caspari am 29. April 1848 zum Braunschweiger Oberbürgermeister.
Während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister veränderte die zunehmende Industrialisierung die Stadt Braunschweig. Die rasch wachsenden metall- und zuckerverarbeitenden Betriebe zogen viele Arbeitskräfte nach Braunschweig, deren Bedarf an Wohnraum zur Stadterweiterung führte. Caspari regte Umstrukturierungen innerhalb der kommunalen Verwaltung in den 1850er Jahren an. Neben neu geschaffenem Wohnraum wurde die städtische Infrastruktur durch zentrale Versorgungsleitungen mit ständiger Gas- und Wasserzufuhr sowie Müll- und Abwasserentsorgung verbessert. Mit dem sogenannten „Caspari-Vertrag“ von 1859 verhandelte Caspari eine dauerhafte Bezuschussung der Stadt aus der Landeskasse. Dadurch sicherte er Braunschweig sowohl die Erhaltung der Okerbrücken und Wallpromenaden als auch die Unterhaltung von Straßen, Plätzen und der Straßenbeleuchtung durch das Land.
Neben wohltätigem Engagement im Großen Waisenhaus Beatae Mariae Virginis und der Großen Witwen- und Waisen-Sozietät gestaltete Caspari die Stadt auch kulturell. Unter anderem war er Mitglied im Ausschuss zur Errichtung des Lessingdenkmals am Lessingplatz und der Gaußstatue am Inselwall. Für die Feier zum 1000-jährigen Bestehen der Stadt, aufgrund damaliger Quellen auf das Jahr 1861 datiert, befürwortete Caspari auch die Gründungen des Stadtarchivs, des Städtischen Museums und der Stadtbibliothek, die bis heute zu drei erinnerungskulturell bedeutenden Institutionen der Stadt zählen.
Für seine Verdienste um Braunschweig in seiner einunddreißigjährigen Amtszeit als Oberbürgermeister ernannte ihn die Stadt 1879 zum Ehrenbürger. Das Caspari-Viertel im Nördlichen Ringgebiet ist nach ihm benannt.
Hintergrund: Die Persönlichkeitstafeln
Seit 2006 werden von der Stadt Braunschweig im gesamten Stadtgebiet Tafeln von bedeutenden Braunschweigerinnen und Braunschweigern vor von ihnen genutzten Orten angebracht bzw. aufgestellt. Die Erinnerungstafeln sind prominenten Persönlichkeiten gewidmet, die einen engen Bezug zu Braunschweig aufweisen. Die Persönlichkeiten sind entweder in Braunschweig geboren oder haben einen wesentlichen Teil ihres Lebens hier verbracht. Mit ihrem Wirken haben sie die Stadt und die Region nachhaltig geprägt.
Im gesamten Stadtgebiet werden durch die Stadt Braunschweig seit 2006 bedeutende Persönlichkeiten wieder in das Bewusstsein der Braunschweigerinnen und Braunschweiger und der auswärtigen Besucherinnen und Besucher gerückt. In der internationalen Kulturinformationsfarbe ‚braun‘ signalisieren die Tafeln, dass es darauf Wissenswertes zu Persönlichkeiten und zu Baudenkmalen zu entdecken gibt. Die Tafeln sollen Interesse wecken, sich näher mit Leben und Werk der Geehrten zu beschäftigen und so mehr über die Geschichte Braunschweigs und der Menschen, die Teil dieser Geschichte sind, zu erfahren.
Im Internet sind die Texte der neuen Persönlichkeitstafel in deutscher sowie zehn weiteren Sprachen zu finden. Mehr Informationen unter: http://www.braunschweig.de/blik
Foto: oh/© Stadt Braunschweig
