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Exponat des Monats: „Alles für die Dose“

In der Vortragsreihe „Exponat des Monats“ im Rahmen

 der Ausstellung zur Braunschweiger Industriegeschichte spricht Eva Grimpen am Donnerstag, 11. und Sonntag, 14. April, jeweils ab 15 Uhr in der Dornse im Altstadtrathaus, Altstadtmarkt 7, über: „Alles für die Dose – Aus dem Alltag der Arbeiter:innen im Dienst der Konservenfabriken“. Der Eintritt ist frei. Exponate des Monats sind eine Spargeldose (um 1900) und eine handgelötete Konservendose zur Wiederverwendung vom Ende des 19. Jahrhunderts, beide aus Blech. Der Vortrag befasst sich mit den gesellschaftlichen Missständen infolge von Bevölkerungsexplosion und industrieller Revolution und den damit verbundenen sozialen Fragen. Bis ca. 1850 lebte der Großteil der Bevölkerung auf dem Land. Trotz hoher Kindersterblichkeit waren Familien mit mehr als zehn Kindern keine Seltenheit. Durch Seuchen, Kriege und Hungersnöte kam es nur zu einem langsamen Bevölkerungsanstieg. Fortschritte in der Medizin (Louis Pasteur, Robert Koch) und höhere Erträge in der Landwirtschaft bewirkten schließlich eine regelrechte Bevölkerungsexplosion.

Auf dem Land lebten inzwischen mehr Menschen, als die „heimische Scholle“ ernähren konnte. So waren es vorrangig arme, ungebildete Jugendliche, die in die Städte und Fabriken drängten und sich gegenseitig in den Lohn- und Lebensansprüchen unterboten. Hiervon profitierten auch die zahlreichen Konservenfabriken in der Stadt Braunschweig, die dort optimale Standortbedingungen vorfanden: Reichhaltiger Obst- und Gemüseanbau ganz in der Nähe, also kurze Transportwege, ein Überangebot an billigen Arbeitskräften, insbesondere Frauen, und ein wachsender Absatzmarkt. Als Reaktion auf die Missstände der frühen Phase der Industrialisierung wurden schließlich Kinder-, Jugend- und Mutterschutzgesetze eingeführt. Diese wurden freilich von Arbeitgeber- und auch Arbeitnehmerseite oft umgangen. Selbst die rigiden Regelungen der „Arbeitsordnung“ der Conserven=Fabrik von Max Koch, die im Vortrag vorgestellt wird, sind schon als Fortschritt anzusehen, schützten sie doch vor noch größerer Willkür durch den Arbeitgeber. Der Eintritt ist frei.

Infos:

Städtisches Museum Braunschweig, Altstadtrathaus, Altstadtmarkt 7, 38100 Braunschweig,
Öffnungszeiten: Di – So, Feiertage, 10 – 17 Uhr, Telefon 0531 470 4551,
E-Mail: museum@braunschweig.de
www.braunschweig.de/museum

Das Städtische Museum nimmt teil an der MuseumsCard der Braunschweiger Museen. Sie ermöglich einmalig freien Eintritt sowie dauerhaft ermäßigten Eintritt bei Folgebesuchen für ein Jahr in den sieben größten Museen Braunschweigs. Die Museumscard kostet 22 Euro und ist auch im Städtischen Museum erhältlich. Alle Infos unter www.braunschweig.de/museumscard.

Foto: oh/©Städtisches Museum / Dirk Scherer